Palipsest - Wettbewerb Luther-Melanchthon-Denkmal Leipzig

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Das vorgeschlagene künstlerische Konzept möchte am vorgesehenen Standort einen besonderen Ort einrichten. Dabei handelt es sich nicht um ein Denkmal im Sinne eines  Gedenk-Ortes, der Vergangenes repräsentiert, sondern um einen Gesprächs-Ort, welcher der Gegenwart dient. Die Mitglieder der Stadtgesellschaft bzw. der Stadt-Gemeinde treffen hier aufeinander. Der Ort ist eine Aufforderung zum öffentlichen Diskurs. Erst durch die Menschen vervollständigt sich der Entwurf, eine soziale Plastik kann entstehen.

Zeichen der Affordanz ist ein Tisch. Der Tisch hat dabei die gleiche Funktion, wie er sie im Hause Luthers gehabt haben mag. Luthers Wirken ist auch davon geprägt, dass er die Menschen in Wittenberg einlud, an seinem Tisch Platz zu nehmen, um gemeinsam mit seinem Freund Melanchthon die sozialen Fragen und Probleme der Gegenwart zu diskutieren. Eine jede Person sollte dabei gleichberechtigt sein, zu sprechen. Auf diese Weise konnten gesellschaftlichen Bedürfnisse in die reformatorischen Lehren einfließen.

Durch ihr Werk sind Luther und Melanchthon bis heute im Gesellschaftsdiskurs verankert und bleiben so implizit stets Mitglieder auch heutiger Runden. Zwei Plätze am neuen Tisch erinnern daran. Der Name »Palimpsest« stellt in den Vordergrund, dass gegenwärtige Diskurse nur im Dasein von bereits Diskutiertem existieren. In einem poststrukturalistischen Sinn untergraben Palimpseste das Konzept singulärer Autorschaft und stellen so den Sinn eines Werks in eine Kette sich stets neuentfaltender Bedeutungen.

Die Tischplatte aus Bronze mit den Maßen von 12 Fuß Länge, 12 Fuß Breite und 4 Zoll Dicke entspricht in ihrem Metallgewicht von zirka 11 Tonnen der Menge eingeschmolzenen Materials des Luther-Melanchthon-Denkmals von 1883. Die umgebenden Sitzbänke, Sockel und Böden sind aus hellem Elbsandstein gefertigt. Als regionales Baumaterial kommt dies der Anforderung einer möglichst nachhaltigen Bauweise entgegen.

Die Materialien sind wetterfest, wartungsfrei, diebstahlsicher und durch entsprechende Behandlung vandalismussicher. Ein Betonfundament, entsprechend der Stellfläche, ist im Untergrund verborgen. Die Anlage ist barrierefrei. Alle Bestandteile werden baustatisch geprüft und fachgerecht ausgeführt. Die finale Platzierung und Ausrichtung kann in Absprache mit den VertreterInnen der Bauherrin bestimmt werden. Die Anlage kann, je nach baulichen Möglichkeiten, von Innerhalb oder von Außerhalb beleuchtet werden.

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Wettbewerbsbeitrag im offenen zweistufigen Wettbewerb für Kunst im öffentlichen Raum: Künstlerischer Entwurf für die Gestaltung eines Luther-Melanchthon-Denkmals in Leipzig.