janz weit draußen, zentral

janz weit draußen zentral

Beitrag im Lenné-Wettbewerb 2012

Aufgabenstellung
Erzeugung einer eigenständigen urban Identität

Ort
Straßenzug an der Urania und angrenzender Stadtraum bis zum Lützowplatz


Konzept
Das Plangebiet um die Urania wirkt aus der Fussgängerperspektive befremdlich und bedrohlich und lädt kaum zum verweilen ein. Die Häuserschlucht wird dominiert von der sechsspurigen Straßenführung und dem konstant hohen Verkehrsaufkommen, welches sowohl die Luftqualität als auch den Lärmpegel negativ beeinflusst. Mit der Neugestaltung durch den Entwurf ‚Janz weit Draußen - Zentral‘ soll ein attraktiver Ort geschaffen werden, der sowohl die vielen HotelgŠäste aus aller Welt anspricht, welche in den anliegenden Hotels untergebracht sind, als auch für die Anrainer einen attraktiven Aufenthaltsort bietet.

Frei nach dem Berliner Sprichwort ‚janz weit draußen‘ wurden unterschiedlichste Inseln konzipiert, die sich alle auf das direkte Umland Berlins beziehen. Als Reisender bekommt man einzelne landestypische Ausschnitte sozusagen als Amuse-Gueule auf dem Silbertablett serviert, der waschechte Berliner dagegen wird sich sofort mit den einzelnen Themen identifizieren können. Gezielt wird hierbei mit Versatzstücken gearbeitet, die 1:1 aus der Landschaft geschnitten, als pars pro toto für eine bestimmte regional typische Vegetation oder Verhaltensmuster stehen.

Neben dem sportlichen Fußballplatz und der Tartanrennbahn findet man sich auf dem regionalen Wochenmarkt wieder, pflückt Äpfel und Kirschen auf den benachbarten Obstfeldern oder erkundet die für Brandenburg typischen Kiefernwälder, streift durch die Heidenlandschaften der Uckermark und erholt sich in der eigenen Kleingartenanlage am Rande Berlins. Ein kleines Stück Wannsee, sowie eine Kulisse des weltberühmten Babelsberger Filmgeländes, die neben einem Getreidefeld und der landestypischen Bewaldung auf dem Lützowplatz arrangiert sind definieren und bespielen den Platz neu.

Die Inseln sind dabei teils Schaukasten teils Handlungsaufforderung für den Besucher, welcher durch eigene Erlebnisse und Erfahrungen das Konzept vervollständigt. Mit einer Prise Selbstironie werden bestimmte Stereotypen Berlins und Brandenburgs auf einer landschaftsplanerischen Ebene ausgestellt und dem Besucher vorgestellt. Das Projekt versteht sich nicht als rein Landschaftsplanerischer Ansatz, sondern auch als künstlerische Intervention in einem Stadtraum, der vorher als reiner Transitraum wahrgenommen wurde. Der Entwurf soll nicht als reine Werbeaktion für das Berliner Umland gelten, vielmehr geht um das Spiel mit Maßstäben, eigenen Erfahrungen und Intimität im unpersönlichen Transitraum der Urania. Der Fokus soll in diesem Gebiet wieder auf den Menschen gerichtet werden.

Das landschaftsplanerische Kompositionsprinzip geht hierbei nicht von solitären Pflanzelementen aus, sondern arbeitet mit Ausschnitten einer bestehenden Landschaft. In einem Auswahlverfahren werden geeignete Ausschnitte gesucht und durch genaue Kartierung und Untersuchung der Vegetation sozusagen ‚Plagiate‘ erstellt. Diese werden zu einem ausgewogenen, durchgängigen Arrangement zusammengestellt und formen als Ganzes eine abwechslungsreichen Grünzone.

janz weit draußen zentral

janz weit draußen zentral

janz weit draußen zentral

Gemeinsam mit Bastian Beyer und Benedikt Stoll im Rahmen des Seminars Freiraumplanung, betreut durch Prof. Dr. Gabriele Schultheiß.